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Steigerung zum Schluss hin

Das Pfälzer Konzert-Blasorchester des Musikvereins Rodenbach bietet hohes Niveau - Zweiter Konzertteil besser

Es gibt in unserer Region nur ganz wenige Blasorchester, die über nahezu drei Jahrzehnte Jahreskonzerte auf höchstem Niveau anbieten können; und dies trotz ständiger Fluktuation und den immer wieder erforderlichen Verjüngungsprozessen. Das Pfälzer Konzert-Blasorchester des Musikvereins Rodenbach gehört zweifellos zu den wenigen, die dieses personelle "Auf und Ab" bewältigen, wie es am Sonntag in Rodenbach zeigte.

Das Entscheidende war jedoch, dass wieder ein völlig neues Konzert-Programm mit verschiedenen Genres und Gattungen akribisch einstudiert wurde. Die anspruchsvolle Auswahl war so überlegt zusammengestellt, dass jede Satzgruppe auch solistisch gefordert wurde. Beim Auftakt des Konzerts waren beispielsweise mit der Ouvertüre "Der Kalif von Bagdad" von Fr. A. Boieldieur die Holzbläser gefragt, mit solistischen Episoden und Kapriolen, und lösten ihre Aufgabe (vor allem am ersten Klarinettenpult) durchweg mit Bravour.

Kritische Anmerkungen gelten einigen verwackelten Einsätzen bei Trompete und Horn, wobei der sonst mit großer Übersicht leitende und energisch führende und subtil koordinierende Dirigent Carsten Petry mit etwas unklarer Schlagtechnik (dem gefürchteten Schnörkel zu viel) hier nicht eindeutig genug die Metrik vermittelte.

Beim folgenden "Amerikaner in Paris" von Gershwin gelangen durchweg präzise Abläufe, aber der thematische Hauptgedanke der Komposition wirkte zu klassisch, man vernachlässigte den jazzigen Einschlag und das für Gershwin typische Idiom. Restlos überzeugende Interpretationen gelangen aber mit dem Zirkus-Marsch "Bombasto" von 0. R. Farrar, der den Glanz der legendären Zirkus-Vorstellungen wirkungsvoll aufpolierte. Und schließlich faszinierte die Orchester-Suite "Saga Candida", die als mystische Zeitreise von Bert Appermont ins 16. Jahrhundert geführt wird. Diese Sätze wurden sehr treffend charakterisiert und in ihrer mystischen Klanglichkeit subtil und filigran realisiert.

Obwohl sich das Konzert-Blasorchester hier zur spielerischen Hochform steigerte, seine Stärken wie Ausgeglichenheit der Besetzung sowie das Aufspüren von stilistischen Finessen ausspielte, lief das Jugendorchester danach den Etablierten zunächst den Rang ab.

Zumindest was die stürmischen Ovationen anbelangt und auch gemessen an lautstarken Forderungen nach Zugaben; aber auch in der Art, wie hier unbekümmert und mitreißend aus "Billy Joels Songbook" stilistisch detailliert musiziert wurde.

Mit der Konzert-Fantasie "Clarinet-Jubilee" von Kees Vlak gab nach der Pause der exzellente Klarinettensatz den Ton beim Konzert-Blasorchester an und prägte mit dieser Leistung entscheidend den gesteigerten Erfolg des zweiten Teils. Dagegen fehlten der so genannten Schnell-Polka von Johann Strauß die grazile Leichtigkeit, da die Blechbläser zu breit artikulierten. Zuvor hatte der Militärmarsch "Pomp and Circumstance" von E. Elgar auf einen erfolgreichen zweiten Teil pompös und pathetisch eingestimmt, wobei zunehmend alles noch gelöster, beseelter und schwungvoller wirkte.

Von unserem Mitarbeiter Reiner Henn

DIE RHEINPFALZ, Dienstag, 27. Dez 2005

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