Pressemeldungen zum Orchester

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Probenbesuch : Akribische Arbeit am Notentext

Wie sich das Pfälzer Konzert-Blasorchester Rodenbach bis ins letzte Detail auf sein Weihnachtsprogramm vorbereitet

Auf steigende Ansprüche von Musikschülern, Hobby-Musikern und Publikum hat der Musikverein Rodenbach eine überzeugende Antwort gegeben: Streben nach Professionalität ist die Maxime des Pfälzer Konzert-Blasorchesters, das sich - diesen Anspruch unterstreichend - deshalb so nennt. Ein Probenbesuch im Bürgerhaus verrät etwas vom Erfolgsrezept des Orchesters, das sich zu einem konzertanten, sinfonischen Blasorchester moderner Prägung mit Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und kompletter Blechbläser- und Schlagwerk-Besetzung gewandelt hat.

Der neue Dirigent Carsten Petry eröffnet die Probe mit Einspiel- und Intonationsübungen; dabei ist er mit Annäherungswerten nicht zufrieden. Dann geht es an die im Weihnachtskonzert als Auftakt zu hörende Ouvertüre von Mendelssohn, wobei diese analytisch in kleinste Teile zerlegt wird. Bestimmte Stellen werden ungezählte Male repetiert; Petry versucht, seine Musikvorstellungen bildhaft auszudrücken, wenn er zum Beispiel davon spricht, Töne im tiefen Blech wie einen Expander zu ziehen.

Mit dem ständigen Feilen an allen "Ecken und Enden" nimmt man den Musikern die Lust und Spielfreude: Das könnte man bemängeln. Der Erfolg ist aber hörbar: Intonation und Zusammenspiel werden immer besser, aus den vielen einzelnen Stimmungsbildern entsteht plötzlich eine gemeinsame musikalische Aussage, die man nach zunächst so nicht erwartet hätte.

Ein so akribisches Arbeiten am Notentext setzt die notwendige Bereitschaft voraus: Doch seit der ehemalige Trompeter des SWR-Orchesters Kaiserslautern, Gerd Blodau, das Orchester leitete, ist es an professionelles Proben gewöhnt. Der Nachfolger Michael Traub ist Musiker und Pädagoge gewesen; er konnte die Trendwende zum konzertant-sinfonischen Stil noch festigen: In dieser Ära gelang eine exemplarische Interpretation der sinfonischen Dichtung "Finlandia" von Sibelius, die in der Fachwelt für Furore sorgte.

Nach den Trompetern Blodau und Traub hat mit Petry ein Klarinettist und Saxofonist mit abgeschlossenem Orchestermusik-Studium die Leitung übernommen. Jeder der drei Dirigenten hat sich bislang ein eigenes Repertoire erarbeitet. Weil man sich somit immer neuen musikalischen Herausforderungen stellt, bringen die Konzerte in allen Jahren regelmäßig Neu-Erscheinungen (in diesem Jahr das Medley "Aladdin"), was nicht nur künstlerische Herausforderung, sondern auch wirtschaftliche Anstrengung bedeutet.

Einnahmen aus früher traditionellen Musikfesten oder Umrahmungen gesellschaftlicher Anlässe fehlen inzwischen fast völlig, so dass der Musikverein mit einem Waldfest den Löwenanteil seiner Einnahmen erzielt, um den Leistungsstand zu halten und zu finanzieren. Eine Gratwanderung. Vor dem Hintergrund, dass keinerlei Zuschüsse gewährt werden, ahnt man die enorme Aufbauleistung des Rodenbacher Orchesters, das auf Grund seiner großen Attraktivität Zuspruch aus weiten Teilen der Pfalz erhält.

Zusätzlich unterhält der Musikverein das Jugendorchester. Mit seinen 50 Musikern ist es in kompletter Besetzung mehr als ein Talentschuppen: Es spielt selbst große Werke und nicht nur Literatur für Jugendorchester und erzielte beim diesjährigen Jugendorchester-Wettbewerb in Landstuhl den ersten Preis.

Von unserem Mitarbeiter: Reiner Henn

RON - RHEINPFALZ ONLINE, Dienstag, 24. Dez 2002, 03:45 Uhr

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